125 Jahre Lkw.
Transport Magazin

125 Jahre Lkw.

Von der Motorkutsche zum Kurzhauber.

Gottlieb Daimler erfindet den Lkw und legt damit einen der Grundsteine für die rasende Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Wo das Eisenbahnnetz nicht hinreicht und der Pferdewagen nicht genug bewegt, ist nun der Lastkraftwagen zur Stelle. Gottlieb Daimler und Carl Benz sehen den Bedarf und nutzen ihre Chance: Das Zeitalter des Transports beginnt.

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Ganze vier PS aus einem Liter Hubraum, Riemenantrieb, einfache Reibbremsen, eisenbereifte Räder und der Aufbau eindeutig noch Kutsche: Zwar ist der Phönix Namensgeber des Gefährts, wie ein Gott aus der Asche steigt Gottlieb Daimlers Erfindung erst einmal aber nicht auf. Dennoch: Der Grundstein ist gelegt, der Lkw erblickt das Licht der Welt. Der erste Abnehmer findet sich in England. Zum Betrieb ist dort eine dreiköpfige Mannschaft vorgeschrieben: Zwei Mann sind zum Führen des Fahrzeugs abgestellt, der dritte hat dem Gefährt mit einer roten Fahne voranzulaufen.

Währenddessen widmet sich Carl Benz dem „Lieferungs-Wagen“ – heute „Transporter“ genannt. Das erste gebaute Fahrzeug – mit Einzylindermotor (5 PS), Dreiganggetriebe und 300 Kilogramm Nutzlast – ging nach Frankreich in die Hände eines Pariser Warenhauses. 

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Ab 1900 nimmt auch Carl Benz Lkw ins Programm auf. Ein sechs PS starker Einzylindermotor ist für 1.250 Kilogramm Nutzlast ausgelegt, für das 2,5‑Tonnen-Modell ist ein zehn PS starker Einzylinder vorgesehen und das 5‑Tonnen-Modell glänzt mit einem Zweizylinder‑Contra‑Motor mit 14 PS. Typisch für die Benz‑Lkw ist der Kettenantrieb, während Daimler zunächst auf den Riemenantrieb setzt.

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Der Motor wandert schon bald nach vorn, und statt Eisen umhüllt Vollgummi die Felge. 

Ab 1905 ist die Süddeutsche Automobilfabrik GmbH – kurz SAG – ein weiterer Player im Markt und konzentriert sich auf das Lkw‑Geschäft. Nur wenige Jahre später beteiligt sich Benz & Cie. am Unternehmen und übernimmt es schließlich vollständig. Ein Glücksfall, denn das eigene Werk in Mannheim ist zu stark ausgelastet, um Lkw im größeren Maßstab zu fertigen. Überführt in „Benz-Werke Gaggenau“ ist der ehemalige SAG‑Standort heute das älteste Lkw‑Werk der Welt und noch immer ein zentraler Baustein der Mercedes‑Benz Lkw‑Fertigung.

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Der D11 „Benz‑Lieferungswagen“, gebaut in Gaggenau. Mit den daraus abgeleiteten Modellen standen drei Ausführungen von leicht bis schwer und sechs Motorisierungen zur Verfügung. 

Die Produktion wächst, und die Konkurrenz schläft nicht: 1926 bündeln die Daimler-Motoren-Gesellschaft und Benz & Cie. ihre Kräfte in der Daimler‑Benz AG. Im Vorjahr stellten beide zusammen mehr als 6.000 Lkw her und beschäftigten in den Werken Mannheim, Gaggenau, Untertürkheim, Berlin-Marienfelde und Sindelfingen 15.000 Mitarbeiter.

Optisch besiegelt ein neues Markenzeichen die Fusion: Es verbindet den Mercedes‑Stern von Daimler mit dem Lorbeerkranz von Benz.

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Für Aufsehen sorgen seit 1923 die Dieselmotoren von Benz & Cie. Durchsetzen können sie sich aber erst, als Robert Bosch 1927 seine Einspritzpumpe zur Serienreife bringt. Der Siegeszug ist nun unaufhaltbar: Der Dieselmotor wird Standard bei den schweren Lkw wie dem Mercedes‑Benz L 5 genauso wie im leichten Segment beim Lo 2000. Letzterer findet reißenden Absatz, sogar aus dem fernen China laufen Bestellungen ein.

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Lo 2000 – der Erfolg basiert wesentlich auf dem neuen Motor OM 59. Halb so groß, aber fast genauso stark wie bei den Vorgängermodellen, verschafft er dem Dieselantrieb endgültig den Durchbruch. 

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Schneller und günstiger im Unterhalt als Pferdewagen, und über den Motor lässt sich auch gleich noch die Pumpe betreiben: Kein Wunder, dass Feuerwehren schon früh auf den Lkw setzten. 

Nach Kriegsende schleppt sich die Automobilproduktion dahin. Das erste neue Modell bringt Daimler‑Benz 1949. Und landet einen Volltreffer. Dafür sorgt zum Beispiel der neue Dieselmotor OM 312. Leistungsstark und sparsam glänzt er mit hoher Laufkultur. Ab 1954 ist er zudem mit Turboaufladung erhältlich.

Einfach aber überaus solide gebaut, kommt der L 3250 den Bedürfnissen der Zeit entgegen. Ein Feature hatte er sogar den meisten Pkw voraus: eine Heizung.

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Mehrere Radstände inklusive: Der L 3250 und die davon abgeleiteten Fahrzeuge wurden zum Allzweck‑Lkw schlechthin. 

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1958 treten die sogenannten Seebohm’schen Gesetze in Kraft und bringen drastische Beschränkungen bei Gewichten und Maßen. Mit dem 16‑Tonner LP 333 hat Mercedes‑Benz da schon die passende Antwort am Start. Auf maximale Nutzlast getrimmt, etabliert der „Tausendfüßler“ das Frontlenkerprinzip. Die zwei gelenkten Vorderachsen, eine exzellente Dämpfung, drastisch verbesserter Lenkkomfort, Einscheiben-Trockenkupplung und die erste serienmäßige Motorbremse – bis auf das Geräuschniveau durch den Motor direkt neben den Sitzen ist der LP 333 state of the art.

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Kaum einem Lkw‑Typ ist ein solcher Langzeiterfolg beschieden wie den Kurzhaubern von Mercedes‑Benz: Extrem robust und nutzlaststark, mit hohem Fahrkomfort und moderner Technik wie einem synchronisierten Fünfganggetriebe erobern sie den deutschen Markt und werden zum langjährigen Exportschlager schlechthin. Der letzte läuft in Wörth erst Mitte der 90er‑Jahre vom Band! Ein fast beispielloser Erfolg, und noch heute tun diese Fahrzeuge in aller Welt verlässlich ihren Dienst.

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Fotos: Daimler AG

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